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Solarspiegel im Weltraum

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Bereits in den neunziger Jahren wurden in Russland mehrere experimentelle Raumfahrt-Projekte mit den Namen Znamja 1 bis 3 unternommen. Dabei wurde versucht, mithilfe von Solarspiegeln einen künstlichen Mond zu erschaffen. Ein 25 Quadratmeter großer Spiegel in der Umlaufbahn konnte dabei ungefähr eine fünf Quadratkilometer große Fläche aufhellen. Allerdings ist der Spiegel nach wenigen Stunden in der Umlaufbahn verglüht.

Nach einem ähnlichen Prinzip wäre es denkbar, mit Spiegeln im Weltraum die Erde abzudunkeln. Dann kommt weniger Energie in der Atmosphäre an und es wird kühler. Prinzipiell könnte man den Winkel solcher Spiegel regulieren und damit auch die Temperatur auf der Erde.

Die russischen Spiegel-Experimente wurden eingestellt, nachdem das Experiment Znamja 2.5 gescheitert ist. Das Solarsegel konnte sich im Weltraum nicht entfalten.  MEHR DAZU

Ist das ernst gemeint?

Ein alternativer Ansatz wäre ein Spiegel am Lagrange-Punkt (nach dem Mathematiker Joseph-Louis de Lagrange) zwischen Erde und Sonne. Das ist der Punkt, an dem sich die Anziehungskräfte zwischen Erde und Sonne gegenseitig aufheben.

Deshalb kann der Spiegel von dort nicht abstürzen. Da die Stelle so weit von der Erde entfernt ist, würden die Spiegel einen großen Schatten werfen.

Am Lagrange-Punkt wurden bereits Beobachtungssatelliten platziert. Grundsätzlich könnte das mit Spiegeln auch gelingen, aber das wäre sehr aufwendig und teuer.

Es gibt beispielsweise die Idee, die Spiegel auf dem Mond zu bauen und von dort aus zu verschicken.

Risiken

Das Ende des Jetstreams

Um den größten Nutzen zu bringen, müsste ein Solarspiegel in erster Linie den Äquator verdecken. Denn dort trifft die Sonnenenergie frontal auf die Erde und erwärmt sie am stärksten. Was das für die Menschen in den betroffenen Gebieten und in Hinsicht auf lokale Wetterphänomene bedeuten würde, ist völlig unklar. 

Der Jetstream wird vom Temperaturunterschied zwischen Äquator und Nordpol angetrieben. Dabei handelt es sich um einen starken Windstrom in zehn Kilometern Höhe, der aufgrund der Erddrehung in Richtung Osten verläuft. 

Wenn der Temperaturunterschied zwischen Tropen und Polkappen abnimmt, könnte das auch den Jetstream abbremsen. Das hat nicht nur für den internationalen Flugverkehr eine einschneidende Bedeutung (Ein Flug von New York nach Berlin würde eine Stunde länger dauern) sondern auch auf das Wetter in der nördlichen Hemisphäre. 

Großwetterlagen würden länger anhalten und dadurch extremer wirken. Welche Auswirkungen ein abgeschwächter Jetstream tatsächlich haben könnte ist jedoch Spekulation. Mehr dazu

Sonnenspiegel im Weltraum: Hohe Wirkung bei hohen Kosten. Langsam bei moderatem Risiko.

Bewertung

Unrealistisch

Der Vorschlag ist ein interessantes Gedankenspiel, aber der enorme logistische Aufwand und die damit verbundenen Kosten machen eine Umsetzung auf absehbare Zeit unmöglich. 

Es handelt sich lediglich um eine Idee. Es gab bereits Experimente mit Solarspiegeln im Weltraum, und am Lagrange-Punkt wurden Beobachtungssatelliten installiert.

Die Kosten und der logistische Aufwand für Solarspiegel im Weltraum wären gigantisch. Ob die Technik auf ein signifikantes Maß skaliert werden kann, ist ungewiss.

Neben den unabsehbaren Wechselwirkungen auf der Erde ist es denkbar, dass der Weltraumschrott zu einem Problem führen kann. Außerdem ist die Technik den Gefahren des Weltraums ausgesetzt.

Das Projekt klingt derart abgehoben, dass es in der öffentlichen Wahrnehmung nicht ernsthaft diskutiert wird.