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Aerosole versprühen

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Chemtrails – Unter dem Stichwort kursiert seit den neunziger Jahren eine Verschwörungstheorie, nach der die Regierungen bereits seit Jahren das Klima kontrollieren, indem Chemikalien von Flugzeugen aus in der Atmosphäre versprüht werden. Natürlich gibt es dafür keinerlei Belege, aber das spielt für die Verfechter der Theorie keine Rolle.

Tatsächlich gibt es auch in der Wissenschaft Vorschläge, das Klima zu beeinflussen, indem zum Beispiel Schwefelpartikel in der Atmosphäre verteilt werden. Die Technologie wäre günstig in der Umsetzung, allerdings gibt es große Sicherheitsbedenken.

Der Pinatubo

In der Geschichte kam es immer wieder zu gewaltigen Vulkanausbrüchen, so auch im Jahr 1991. Damals brach auf den Philippinen der Pinatubo aus. Das hatte nicht nur auf die direkte Umgebung einen dramatischen Effekt, der Ausbruch wirkte sich auch auf das Weltklima aus. Etwa 17 Milliarden Tonnen Schwefeldioxid wurden in der Stratosphäre verteilt, sogenannte Schwefel-Aerosole (Schwebeteilchen). MEHR DAZU

Diese Partikel sorgten dafür, dass sich die Atmosphäre in den Jahren nach dem Ausbruch um etwa 0.4 Grad Celsius abkühlte. Diesen Effekt können wir künstlich nachahmen, indem wir selbst große Mengen Schwefeldioxid oder ähnliche Partikel in die Stratosphäre einbringen. Das wäre theoretisch ein kostengünstiger Weg, die Sonneneinstrahlung zu reduzieren und damit den Planeten zu kühlen. MEHR DAZU

Die Teilchen blieben damals etwa drei Jahre lang in der Atmosphäre. Langsam fielen sie wieder auf die Erde. Das bedeutet, wir müssten die Maßnahme regelmäßig wiederholen, um die nötige Aerosol-Konzentration in der Stratosphäre aufrecht zu erhalten.

Risiken

Das Ende des Monsuns

Der Monsun ist ein bedeutendes Wetterphänomen, das in Asien, vor allem in Indien, zweimal im Jahr große Mengen Regenwolken über das Land weht und damit die Nahrungsversorgung von über zwei Milliarden Menschen sichert. Der Monsun sorgt auch oft für Überschwemmungen und Zerstörungen. 

In den Jahren nach dem Ausbruch des Pinatubo fiel der Monsun in Indien schwächer aus als üblich. Es ist vorstellbar, dass die Schwefel-Aerosole Auswirkungen auf die globalen Wind- und Wetterphänomene haben. Weil die Teile zu Boden sinken, muss die Maßnahme regelmäßig wiederholt werden. Das wäre ethisch nicht vertretbar, wenn dadurch der Monsun ausbleibt und damit die Nahrungsversorgung von Milliarden Menschen riskiert wird. In dem Fall muss die Maßnahme beendet werden.

Das könnte ein Problem darstellen, wenn wir uns nur auf die Ausbringung von Aerosolen verlassen, gleichzeitig aber weiter Treibhausgase emittieren. Bei der Einstellung der Maßnahmen würden wir die Folgen der Erderwärmung auf einen Schlag mit voller Härte zu spüren bekommen.

Darüber hinaus greifen die Partikel die Ozonschicht in der Stratosphäre an, was unabsehbare Folgen nach sich ziehen kann.

Aerosole: Große Wirkung bei geringen Kosten. Riskant, aber schnell.

Bewertung

Verlockend und hoch riskant

Potentiell könnte die Ausbringung von Aerosolen ein sehr günstiger und effizienter Weg sein, um die Klimaerwärmung auszubremsen. Wir hätten alle benötigten Technologien zur Verfügung. Aber die Methode ist hoch riskant und vor dem Hintergund der Chemtrail-Verschwörungstheorie schwierig zu kommunizieren.

Es ist grundsätzlich möglich, die Atmosphäre kurzfristig mithilfe von Aerosolen zu kühlen. Allerdings ist die Technologie hoch riskant.

Der logistische Aufwand ist nur gering, die benötigte Technologie steht bereits zur Verfügung. Eine Umsetzung wäre kostengünstig realisierbar.

Die Auswirkungen der Technologie sind momentan nicht absehbar. Die Technik kann potentiell signifikante Auswirkungen auf den Monsun haben, der für die Ernährung von Milliarden eine zentrale Bedeutung hat.

Ein Eingriff in das Wetter ist nach der Genfer Konvention verboten. Die Technologie entspricht der berüchtigten Verschwörungstheorie der Chemtrails und ist damit nur schwer zu kommunizieren.